Pia Franco

Texte

Geometrische Verwerfungen – die Pliagen von Pia Franco

Es mag widersprüchlich erscheinen, für die filigranen geometrischen Arbeiten von Pia Franco ein Wort aus der Tektonik auszuleihen.

Wer jedoch verfolgt, was mit den klaren, einfachen Linien passiert, wenn die Zürcher Kunstschaffende ihnen mit Falzbein und Lineal zu Leibe rückt, wird Zeuge, wie neue kleine Welten entstehen.

Als Ausgangsmaterial benutzt die Künstlerin mit ihrem Computer generierte kreisförmige, geschwungene oder gerade Linienraster auf Papier. Durch variierende Falzmuster und das Aufrichten der Falzbahnen brechen die Raster aus ihren einfachen Formen aus und türmen sich zu zackigen Gebilden. Die durch das Falzen entstandenen repetitiven Elemente geben dem gesamten Bild die Ruhe und Harmonie zurück, aus der es bei seiner Metamorphose ausgebrochen ist.

Pia Franco arbeitet mit einer Mischung aus Experimentierfreude und Planung. »Dabei werde ich selbst immer wieder aufs Neue überrascht«, meint die Mitbegründerin der Artistimisti, die in den letzten Jahren regelmässig ausgestellt hat. Ihre Pliagen springen ins Auge und laden es ein – zu einer Gratwanderung der vergnüglichen Art.

Werner Frei

Text zur Ausstellung 2002 in der Galerie Catrina, Oetwil am See

 

Die Bewegungsbilder von Pia Franco

Welch ein Glück für die Künstlerin und für alle, die ihre Bilder betrachten, dass Menschen nicht »totenstill« verharren können!

Könnten sie es, wären die Bilder von Pia Franco einfach schöne Studien, ohne zum Leben zu erwachen.

In den Werken auf zwei Ebenen fangen sich Hintergrund und der auf einem transparenten Träger aufgebrachte Vordergrund an zu duellieren, sobald sich die betrachdende Person auch nur minim bewegt. Sie nehmen das Auge mit auf einen wilden Ritt, der weder Anfang noch Ende kennt.

Als Grundmaterial verwendet Pia Franco Elemente aus der Druck- und Reproduktionstechnik: Punkt- und Linienraster oder Kombinationen davon in verschiedensten Anwendungen. Während die Bilder mit zwei Ebenen in schwarz/weiss gelöst sind, erzielt die Künstlerin in ihren farbigen Werken ähnliche Bewegungseffekte ohne dritte Dimension. Die Bewegungsfreude ihrer Werke kann Pia Franco nur beschränkt beeinflussen: »Bei meinen Versuchen passiert oft stundenlang nichts und plötzlich geht die Post ab«, fasst sie ihre Erfahrungen zusammen. Die mehrfach ausgezeichnete Künstlerin will die Leute mit konstruktiver Kunst bewegen, was ihr in dieser Ausstellung – im wahrsten Sinne des Wortes – gelingt.

Werner Frei

Text zur Ausstellung 2005 in der Galerie Catrina, Stäfa